Satellitenbild der Woche: Antenne ortet 52.000 Schiffe
Jeder Punkt ein Schiff: Zehntausende Meldungen von allen Meeren der Welt
Hamburg - Antennen an Satelliten sind überfordert, wenn sie die Signale von Schiffen erfassen und
zuordnen sollen. In vielbefahrenen Gebieten wie der Deutschen Bucht, dem Mittelmeer oder um
große Häfen wie Peking, Tokio oder Singapur herum verschwimmen die Signale. "Die empfangen
alles zugleich - das ist ein wenig so, als ob man 100 Radiosender gleichzeitig hören würde", sagt
Jörg Behrens. Er leitet ein Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das
dieses Problem lösen soll.
Dafür haben die deutschen Forscher den Satelliten "AISat" mit einer Rakete vom indischen
Startplatz Sriharikota ins All befördert. An Bord war eine vier Meter lange, spiralförmige Helix-
Antenne. Es dauerte etwas mehr als einen Monat, bis sich der Satellit in seiner Umlaufbahn
stabilisiert hatte. Laut DLR wackelt er immer noch ein wenig, die Helix-Antenne wurde trotzdem
schon einmal ausgeklappt.
Der große Vorteil der runden Antenne: Sie ist wesentlich stärker fokussiert. Statt wie übliche
Antennen Gebiete mit einem Durchmesser von 5000 oder 6000 Kilometern abzudecken,
konzentriert sich die Helix-Antenne lediglich auf einen Durchmesser von etwa 750 Kilometer.
Diesen kleineren Kegel lässt sie über die Erdoberfläche wandern. So konnten die Forscher mit der
Antenne schon im ersten Monat 52.000 Schiffsignale zuordnen.
"Eine Premiere, denn bisher war noch keine Helix-Antenne für die Detektion von Schiffen im
Einsatz", schreibt das DLR. Die Schiffe übermitteln dank des sogenannten Automatischen
Identifizierungssystems (AIS) Signale mit ihren Angaben über Position, Kennung, Länge und
Breite, Ladung, Geschwindigkeit und Richtung.
Technik steht noch am Anfang
Die Helix-Antenne ist allerdings noch in der Testphase. Die deutschen Forscher, die das Projekt von
Berlin und Bremen aus koordinieren, wollen die Daten aus dem All erst noch mit Informationen
abgleichen, die sie auf dem Boden gesammelt haben. Erst dann können sie sich der Genauigkeit
sicher sein, mit der der Satellit die Schiffe auseinanderhält.
Überprüft wird das in der Deutschen Bucht. Wenn alles glattgeht, sind die Daten aus dem All mit
denen von Bodenstationen identisch. Der Satellit hätte dann allerdings einen entscheidenden
Vorteil: Er hat eine größere Reichweite als irdische Empfangsanlagen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/satellitenbild-der-woche-helix-antenne-ortet-52-000-schiffe-a-990130.html